Ochse und Esel





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Kommt nur, ihr alten Burschen, ihr müßt auch ins Bild. Ihr gehört am Heiligabend auch dazu! Ein Ochse und ein Esel sind doch von jeher beim Weihnachtsfest dabei? Natürlich, beim Weihnachtsstall mit dem Kindlein in der Krippe, und dann gehören Maria und Joseph auch noch dazu. Die Hirten mit den Schafen kann man sich dazu denken oder auch eventuell weglassen. Wenn man nur nicht Ochse und Esel vergißt ... Jeder “authentische“ Weihnachtsstall - und es stehen wieder viele Tausende überall auf der Erde verstreut - hat sicher einen Ochsen und einen Esel dabei. Und denken wir mal an all die Weihnachtslieder, in denen Ochse und Esel vorkommen. „Ach Herr, du Schöpfer aller Ding, wie bist du worden so gering, daß du da liegst auf dürrem Gras, davon ein Rind und Esel aß!“

Wo kommen sie eigentlich her, Ochse und Esel? Im Lukasevangelium findet man sie auf jeden Fall nicht. Übrigens, da wird auch nichts über einen Stall gesagt, nur etwas über eine Krippe.* He, ihr Burschen, wie seid ihr denn in die Weihnachtsgeschichte hineingeschlüpft?? Gehört ihr eigentlich wirklich dazu? Also, ich will es doch verraten. Ochse und Esel sind durch die alten Kirchenväter eingeschmuggelt worden. Ja sicher, einfach durch eine Seitentür in den Stall. Und weiß jemand, warum? Aus Haß gegen die Juden! Wer hätte das gedacht! In Jesaja 1 steht nämlich, daß ein Ochse seinen Besitzer kennt und ein Esel die Krippe seines Herrn, aber Israel hat keine Erkenntnis und keine Einsicht.** Nun, sagten die alten Kirchenväter, Israel hat den geborenen König der Juden verworfen, die Juden haben sich geweigert, den neugeborenen König anzubeten bis auf einige Hirten und die Auswärtigen, die Weisen aus dem Osten. Nein, sagten die alten Kirchenväter, dann haben der Ochse und der Esel doch mehr Verstand. Laßt sie uns zur Krippe stellen, um deutlich zu machen, daß zwar Ochse und Esel ihren Besitzer und die Krippe ihres Herrn kennen, die Juden aber nicht.

He, ihr beiden, ihr seid also eigentlich Antisemiten. Also hinaus, fort aus dem Weihnachtsstall!! Oder nein, bleibt doch noch einen Augenblick. Denn eigentlich - warum sollten wir den Text aus Jesaja nicht ebensogut auf die Christen anwenden? Was wissen denn die Christen von dem Kind in der Krippe? Haben sie es etwa besser als die Juden gemacht? Heute abend feiern all die Christen das Weihnachtsfest bei Kerzen behaglich im Dunkeln, singen schöne Lieder, lesen die Weihnachtsgeschichte und essen mehr als sie eigentlich wollten - aber bald, zu Karfreitag und Ostern haben sie das Kind in der Krippe schon wieder völlig vergessen. Soll ich euch einmal was erzählen, ihr beiden? Viele, die Weihnachten feiern, sind noch törichter als du, störrischer Esel, und noch gleichgültiger als du, stumpfsinniger Ochse. Ihr wißt wenigstens, wer euer Herr ist aber sehr viele, die Weihnachten feiern, wissen gar nicht, daß das kleine Kindlein in der Krippe der große Herr des Weltalls ist. Nein, wißt ihr was, wir werfen alle, die Weihnachten feiern und eigentlich gar nicht an das Kindlein glauben, heute abend einfach aus dem Weihnachtsstall, und ihr könnt bleiben, hört ihr ... Und wir lassen niemanden hinein, außer den Menschen, die das Kind in der Krippe wirklich kennenlernen und Es echt anbeten wollen. Einverstanden?

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Quelle: Denkanstösse
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