Noahs Arche auf dem Ararat?

„Am Ende der Sintflut ist die Arche auf dem Berg Ararat gelandet“ - ein Satz, der bei uns fast bei jeder Museumsführung fällt. Wissensreste aus der Kinderzeit oder Sonntagsschule! Aber wo steht das in der Bibel? Etwas verdutzt über diese Frage kommt die Antwort: „Im ersten Buch Moses natürlich!“ Schlagen wir die Verse gemeinsam auf, 1. Mose 8,4+5. Jetzt kommt es darauf an, ob man eine urtextgetreue Übersetzung hat. Luther-Übersetzung und leider auch die revidierte Elberfelder geben den Vers 4 so wieder: „Am 17. Tag des siebten Monats ließ sich die Arche nieder auf das Gebirge Ararat.“ Aus dem Vers 5 entnehmen wir, daß erst im 10. Monat, also zweieinhalb Monate oder 75 Tage später, die Spitzen der Berge hervor sahen. Kann die Arche dann schon im siebten Monat auf einem Berg gelandet sein, wenn zu dem Zeitpunkt noch alle Berge hoch mit Wasser bedeckt waren? Die nicht revidierte Elberfelder Bibel übersetzt „ruhte“, nicht „landete“ oder „ließ sich nieder!“ („.. die Arche ruhte auf dem Gebirge Ararat“). Vergleichen wir diese Aussage mit Kapitel 7 Vers 18 („Die Wasser nahmen überhand und wuchsen sehr auf Erden, und die Arche fuhr auf den Wassern“ Luther, alle anderen Übers. ähnlich) bekommen wir eine eindeutige Antwort. Während die Wasser der Sintflut 150 Tage stiegen (1. Mose 7,24), wurde die Arche von der Strömung mitgerissen und „fuhr“ auf den Wassern. Beim Ablaufen der Flut nahm auch die Strömung ab, und die Arche bewegte sich am 17. Tag des siebten Monats nicht mehr weiter, sondern ruhte dort, wo in der Tiefe das Gebirge Ararat lag. Ohne Eigenbewegung konnte sie im Verlauf der nächsten zweieinhalb Monate sanft auf Land aufsetzen, ohne zu zerschellen und das Leben ihrer Passagiere (Noah + Familie, Tiere) zu gefährden. Fazit: Die Arche ist gar nicht am 17. Tag des siebten Monats auf dem Berg Ararat gelandet, auch wenn beim flüchtigen Lesen dieser Eindruck erweckt wird und dies zu einem Bestandteil der christlichen Tradition geworden ist.

Alle Übersetzungen sprechen vom „Gebirge“ Ararat, nicht von einem „Berg“ Ararat. Wir kennen heute kein „Gebirge“ Ararat sondern nur den „Berg“ Ararat. Er ist mit 5156 m der höchste Berg der Türkei. Ab 4100 m bedeckt ihn ewiges Eis, eine unwirtliche Gegend als Landeplatz für eine Arche! Aber das lehrt die Bibel auch nicht! Das „Gebirge Ararat“ war ein Gebirge auf der geschaffenen Erde, das Noah und seiner Familie gut bekannt war. Alle unsere heutigen Berge tragen dagegen die Spuren der Sintflut. Man findet Fossilien auf den höchsten Gipfeln. Der Mount Everest z. B. besteht aus Schichtgesteinen mit Kreidefossilien. Andere hohe Berge sind dagegen vulkanischen Ursprungs, so auch der heutige Ararat. Der Vulkanismus entstand erst mit der Sintflut beim Aufbrechen der Brunnen der Tiefe. Unsere heutigen Berge wurden nicht geschaffen, sondern sind durch die Folgen der Sintflut entstanden. Das für die Gebirgsbildung bedeutendste Ereignis ist die Zerteilung der Erde in den Tagen Pelegs (1. Mose 10,25). Mose kannte nur die durch die Folgen der Sintflut entstandenen Gebirge.

Deshalb unterscheidet er in seinem Psalm zwischen der geschaffenen Erde und Welt und den gewordenen Bergen („Ehe denn die Berge wurden und die Erde und die Welt geschaffen wurden, bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ Psalm 90,2 Luther).

Der heutige Ararat hat seinen Namen zweifellos von dem geschaffenen Gebirge geerbt. Allerdings ist das der einzige Zusammenhang, der zwischen ihm und den Versen in 1. Mose 8 besteht. Einen Namen zu erben ist nichts ungewöhnliches. Wir haben dafür in 1. Mose 2,14 zwei weitere Beispiele. Tigris und Euphrat, so heißen zwei der vier Flüsse, in die sich der Strom aus dem Garten Eden teilte. Die uns bekannten Ströme Euphrat und Tigris beginnen als kleine Quellen, werden allmählich zu bedeutenden Flüssen und vereinen sich kurz bevor sie ins Meer münden. Die vier geschaffenen Flüsse dagegen entstanden durch Teilung aus einem Strom und begannen bereits als gewaltige Flüsse (Einzelheiten s. LEBEN 7, S. 10). Sie haben nichts mit den heutigen gleichnamigen Flüssen zu tun. Es ist bis heute üblich, daß Menschen neue Landschaften mit alten, ihnen vertrauten Namen benennen.

Fünfzehn Ellen (7,5 m) stand das Wasser der Sintflut über den höchsten Bergen (1. Mose 20). Manchen fällt es angesichts der beeindruckenden Höhen des Mt. Everest von nahezu neun Kilometern schwer, diese Aussage richtig einzuordnen. Mit „Bergen“ sind die geschaffenen Berge gemeint. Andere gab es noch nicht. Sie waren bewohnbar und keine Eis- und Schneewüsten wie die heutigen Hochgebirge. Die Wasser der Sintflut standen also nicht 7,5 m über dem Mount Everest; dieser Berg, wie alle anderen, entstand erst viel später. Dennoch ist auch noch heute genug Wasser auf der Erde vorhanden, um die ganze Erde erneut zu überschwemmen. Dafür reicht eine Anhebung des Meeresspiegel um einige hundert Meter aus. Die durchschnittliche Höhe des Festlandes beträgt nämlich ca. 850 Meter, die durchschnittliche Meerestiefe dagegen ca. 3500 m.

„Aber man hat doch die Arche Noah auf dem Ararat gefunden!?“ Gefunden hat man außer ein paar Stücken behauenen Holzes im ewigen Eis gar nichts. Woher diese Hölzer stammen, weiß keiner. Ihr Vorhandensein ist rätselhaft. Es könnte sich um Reste der Arche handeln, die durch spätere geologische Ereignisse bei der Formung des heutigen Ararat in diese Höhe gehoben wurden. Bedauerlicherweise existieren Videos, die ein riesiges Holzschiff mit Holzbuchten für Tiere auf dem Ararat zeigen. Daß es sich um reine Phantasievorstellungen ohne irgendwelche Fundstücke handelt, wird nicht gesagt. Noahs Arche ist sehr beliebt. Aber wozu brauchen wir Noahs Arche? Sie diente Noah und seiner Familie einschließlich der Landtiere zur Rettung aus dem Wassergericht. Warum sollte sie heute noch erhalten sein, wo sie ihre Aufgabe erfüllt hat?

Unsere Errettung vor dem kommenden Zorn Gottes geschah durch das stellvertretende Opfer des Sohn Gottes, Jesus. Wir können dieses nur im Glauben annehmen. Auch unser Leben in der Nachfolge unseres Herrn hat als Grundlage „Glauben“ und nicht „Schauen“ (2. Kor. 5,7). Eine auf dem Berg Ararat gefundene Arche als „Beweis“ für die Richtigkeit der Bibel kann unseren Glauben nicht vermehren. Eher würden wir den Boden des Glaubens verlassen. Bekanntlich ist es unmöglich, ohne Glauben Gott zu gefallen (Hebr. 11,6).

Noah bereitete im Hinblick auf das angekündigte Gericht die Arche (Hebr. 11,7). Unser Anliegen ist es, daß die mit Fossilien und Gebirgen allgegenwärtige Erinnerung an die Sintflut die Menschen dazu bringt, bei Jesus Christus Rettung vor dem kommenden Gericht zu suchen!


Quelle: Kuratorium Lebendige Vorwelt e. V., Postfach 40, 65719 Hofheim

©: Dr. Joachim Scheven & Esther Scheven

Link: www.lebendigevorwelt.de



 Dieses ist eine Seite aus www.mannabrot.de