Der Favorit auf dem Papier und die Wahrheit auf dem Spielfeld.



Von Pelé habe ich die Formulierung zum ersten Mal gehört, dass es vor dem Fußballspiel einen Favoriten auf dem Papier gibt; aber die Wahrheit auf dem Spielfeld erkämpft wird.



Die Spannung vor dem Endspiel der Fußballweltmeisterschaft 2006 ist groß. Wer wird wohl Weltmeister werden? Italien oder Frankreich? Selbstverständlich haben in den K.O.-Runden beide Mannschaften alle Spiele gewonnen. In der Vorrunde war Italien Sieger in der Gruppe „E“ mit 7 Punkten und Frankreich Zweiter in der Gruppe „G“ mit 5 Punkten. Der Favorit auf dem Papier im Endspiel der WM 2006 ist eindeutig Italien.



Berlin, 09.07.2006, 20.00 Uhr: Anpfiff. Die Italiener beginnen das Spiel mit großem Elan. Von Anfang an scheint die Favoritenrolle gerechtfertigt zu sein. Foul. Elfmeter. Tor. Frankreich führt mit 1:0. Ungebrochen spielen die Italiener ihr Spiel. Auf dem Spielfeld sieht es immer noch danach aus, dass der Favorit auch Weltmeister wird. Ecke. Tor. Ausgleich 1: 1. Die Italiener sind weiterhin die bessere Mannschaft auf dem Spielfeld. Ende der ersten Halbzeit.



Zweite Halbzeit. Was ist das? Die Franzosen sind wie ausgewechselt. Sie dominieren ausnahmslos auf dem Spielfeld. Es fällt kein weiteres Tor. Abpfiff. Ende der regulären Spielzeit.



Verlängerung. Die Franzosen legen noch einige Körner drauf. Bei den Italienern ist die Luft weg, sie werden regelrecht von den Franzosen deklassiert. Die Fans der Italiener scheinen auch weg zu sein. Sie sind nicht mehr zu hören. Totenstille in der italienischen Fankurve. Den Traum vom WM-Titel haben die italienischen Fans begraben. Diesen Druck der Franzosen wird ihre Mannschaft nicht standhalten können. Abpfiff. Es kommt zum Elfmeterschießen. Ein Horrorgedanke für Italiener. Noch nie haben sie bei einer Weltmeisterschaft im Elfmeterschießen gewonnen.



Elfmeterschießen. Tor. Tor. Latte - der Ball prallt senkrecht vor die Torlinie nieder, nur einen Millimeter tiefer geschossen und der Ball wäre vermutlich hinter der Torlinie, hinter dem italienischen Torwart im Tor gelandet. Tor. Tor. Tor. Es steht jetzt 4:4. Die Spannung ist auf dem Höhepunkt. Ein italienischer Fuß könnte nun den Titel holen, eine französische Hand könnte dieses vereiteln. Tooor! Am Anfang des Spiels war es die Favoritenrolle für Italien, am Ende ist es Wahrheit: Italien ist Weltmeister 2006.



Im Vier-Jahres-Rhythmus wird so eine Wahrheit immer wieder neu erkämpft. In Jerusalem vor ca. 2000 Jahren wurde ein Sieg errungen, dessen Wahrheit ewig dauert.



Ein Wanderprediger reiste durch das Land. Er bekam immer mehr Anhänger. Auf dem Papier war er der favorisierte Messias. „Es steht geschrieben!“ stimmte immer wieder mit dem Leben des Wanderpredigers überein. Dann kam das Todesurteil. Die Vollstreckung am Kreuz. Seine Anhänger trauerten. Der Traum vom Messias war ausgeträumt, die Hoffnung auf den Messias war begraben. Aus Furcht hatten sich die Anhänger eingeschlossen (Ich hätte fast geschrieben: Totenstille in der Fankurve!), Johannes 20,19. War ihre Hoffnung ein Wunschdenken, gar ein böser Reinfall? Nein, mitnichten!

Denn dann stand der auferstandene Jesus vor ihnen, sprach mit ihnen, zeigte ihnen zum Beweis seiner Auferstehung die Wundmale an seinen Händen und seiner Seite. Am Ende (und für alle Zeiten) ist es Wahrheit: Jesus ist Sieger, der Tod ist überwunden! „Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben“, Johannes 3,16.



I c h   b i n   d i e

Wahrheit.

(Johannes 14,6)


© & Autor: Ulrich Kahl, Juli 2006

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